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„Reisen ist wie Träumen: Der Unterschied besteht darin, dass sich nicht jeder beim Aufwachen an etwas erinnert, während jeder die Erinnerung an das Ziel, von dem er zurückgekehrt ist, warm hält.“ - Edgar Allan Poe

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Die älteste Uhr von Paris

Die älteste öffentliche Uhr in Paris, die über 650 Jahre alt ist und um 1371 von Karl V. beim lothringischen Uhrmacher Henri de Vic in Auftrag gegeben wurde, schmückt noch immer einen der Türme des Palais de la Cité. Sie befindet sich auf dem nordöstlichen Turm der Conciergerie, dem damaligen Palast der Könige von Frankreich auf der Ile de la Cité. Sie funktioniert nach all den Jahrhunderten noch immer und wurde von 2011 bis 2012 einer Restaurierungskampagne unterzogen. Sie gab sogar dem Turm und dem Kai ihren Namen: Quai de l'Horloge.

Betrachtet man diese wunderschöne Uhr ein wenig genauer, erkennt man die Initialen mehrerer Könige und Königinnen von Frankreich, die zur Restaurierung im Laufe der Jahrhunderte beigetragen haben.


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Blick auf die älteste Uhr in Paris


Geschichte der Uhr

Der königliche Palast auf der Ile de la Cité war seit der Herrschaft von Hughes Capet die Residenz der Königsfamilien.  Im Jahr 1350, zu Zeiten des Hundertjährigen Kriegs, lebte Johannes II. der Gute dort und wünschte sich ein verbessertes Verteidigungssystem. So befahl er den Bau eines 47m hohen Wachturms, der mit einer Glocke und einer Laterne ausgestattet war und 1353 fertiggestellt wurde. Fünf Jahre später drang eine Menschenmenge, geführt von Etienne Marcel in den Palast ein. König Karl V. war von diesem Ereignis sehr geprägt und verließ daraufhin die königliche Residenz um 1360. Er ließ sich außerhalb der Stadtmauern (enceinte de Philippe Auguste) im Marais nieder, genauer gesagt im Hôtel Saint Pol auf der rechten Seite des Seineufers im heutigen 4. Arrondissement.
Da der Palais de la Cité seine eigentliche Funktion verlor, wurde er zum Palais de Justice. Schnell wurden die Räumlichkeiten zu einem trostlosen Gefängnis für Sträflinge der ganzen Provinz.

Um 1371 ließ König Karl V. das empfindliche Uhrwerk für den Nordostturm anfertigen. Bis dahin mussten die Einwohner die in der Stadt verstreuten Sonnenuhren benutzen, oder auf das Läuten der Kirchenglocken hören.
Damit die Uhr richtig funktionieren, musste der Uhrmacher Henri de Vic auf Wunsch des Königs sogar dauerhaft im Turm leben, um sich täglich um die Uhr zu kümmern. Zur selben Zeit erneuerte man auch die Glocke, die durch eine silberne, "königliche" Glocke ersetzt wurde, die eine Geburt oder den Tod eines Herrschers und seiner Nachkommen ankündigte. Sie läutete auch in der Nacht vom 23. auf den 24. August 1572 als Signal für das Massaker von Saint Barthélémy.

Unter der Herrschaft Heinrichs III. wurde das Ziffernblatt 1585 neu angefertigt. Die Umrandung stammt vom Bildhauer Germain Pilon, einer bekannten Persönlichkeit der französischen Renaissance, und stellt zwei Figuren dar, die Gerechtigkeit (rechts), verkörpert durch die Griechische Göttin Themis und Gesetz (links) symbolisieren. Die lateinische Inschrift auf der Schreibtafel der linken Figur "Sacra Dei celebrare pius regale time ius" (z. Dt. "Fromm gegenüber heiligen Dingen, respektiere auch königliche Gesetze") sollte die Bewohner daran erinnern, sich ihrer Majestät zu unterwerfen.

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Das vergoldete Ziffernblatt und die Figuren

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Symbol des Gesetzes                                                Symbol der Gerechtigkeit


Ein Jahrhundert später wurde die Uhr vollständig restauriert. Während der Revolution wurden die Verzierungen stark beschädigt, da die Sansculotten alle königlichen Embleme der Stadt entfernen wollten.
Seitdem wurden mehrere Restaurierungsarbeiten vorgenommen und erst Mitte des 19. Jahrhunderts erlangte sie ihren alten Glanz wieder.

Die letzte grosse Restaurierungskampagne von 2001/2012 dauerte 18 Monate und sollte 200.000€ kosten. Der alte Mechanismus aus dem Jahr 1849 wurde durch einen neuen, elektrischen ersetzt.


Die Verzierungen

Die Uhr ist mit einem schmalen Gewölbe überdacht, unter dem man die miteinander verschlungenen Initialen von Heinrich II. und Katharina von Medici sehen kann. Auch Heinrich IV. und Margarete von Valois haben ihre Namenszeichen hinterlassen.
Engel tragen die Wappen (Lilien für Frankreich und einen Adler auf rotem Grund für Polen), Widderköpfe zieren den mittleren Teil und das Ziffernblatt ist reich vergoldet. Es bildet einen harmonischen Kontrast zum azurblauen Hintergrund und den Lilien. Sogar die Zeiger sind verziert. Der grosse Zeiger endet in einer Speerspitze, während der kleine Zeiger eine Lilie besitzt. Die römischen Ziffern wurden in Stein gemeißelt und wer genau hinschaut, wird bemerken, dass die Vier nicht wie üblich als IV dargestellt wird. Warum also nicht die normale Schreibweise? Es sollte eine Verwechslung von IV und VI vermieden werden, da die Zahlen durch die Rotation rückwärts geschrieben sind. Auch ästhetisch wirkt es besser die Vier als IIII zu schreiben, damit ein grafisches Gleichgewicht zur linken Hälfte entsteht.

Am unteren Rand des Zifferblatts erscheinen die Jahreszahlen 1852 und 1909, die an die ersten großen Restaurierungen erinnern.
Zwei imposante Marmortafeln zieren den oberen und unteren Rand. Die lateinische Inschrift der oberen Tafel ist eine Hommage an König Heinrich III., der erst Großherzog von Litauen, dann König von Polen war, bevor er zum König von Frankreich wurde. Qui dedit ante duas triplicem dabit ille coronam (z. Dt. "Wer ihm bereits zwei Kronen gegeben hat, wird ihm eine dritte geben").

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Die Wappen für Frankreich und Polen

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Detailansicht der ältesten Uhr in Paris


Die älteste Uhr von Paris ist ein Wunderwerk des Pariser Erbes, das man sich unter gar keinen Umständen entgehen lassen sollte!



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Lateinische Inschrift

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