Zitat der Woche

„Reisen ist wie Träumen: Der Unterschied besteht darin, dass sich nicht jeder beim Aufwachen an etwas erinnert, während jeder die Erinnerung an das Ziel, von dem er zurückgekehrt ist, warm hält.“ - Edgar Allan Poe

Translate

Pont Neuf - Die älteste Brücke in Paris

Der Name mag verwirrend sein, doch die Pont Neuf ist die älteste Brücke in Paris. Lange Zeit war hier das pulsierende Herz der Hauptstadt. Ihr Bau begann 1578 unter der Herrschaft König Heinrichs III., doch die Arbeiten wurden mehrmals auf Grund der Unruhen im Zusammenhang mit den Religionskriegen verzögert. So wurde sie erst 1607, fast 30 Jahre später unter Heinrich IV. fertiggestellt und eingeweiht.
Den Namen erhielt sie, das sie damals die erste Brücke war, die keine Wohnhäuser besaß, den Passanten mit ihren Gehwegen Sicherheit bot, aus Stein gefertigt war und die Seine komplett von einem Ufer zum anderen verband. Ein Meisterwerk französischer Baukunst, das einen außergewöhnlichen Ort an der Spitze der Ile de la Cité schuf.
Bestehend aus 12 Bögen, die jeweils mit einem halbkreisförmigen Balkon geschmückt sind, bietet sie den Besuchern einen herrlichen Blick auf die Île de la Cité.
Seit 1889 gehört die Pont Neuf zu den historischen Denkmälern der Stadt und hat sich im Laufe der Jahrhunderte nur sehr wenig verändert. Im Jahr 1991 wurde sie zusammen mit den Ufern der Seine zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

pont-neuf-paris


Paris vor dem Bau der Pont Neuf

Bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts verfügte die Stadt nur über zwei römische Brücken aus Holz auf denen ein Holzdeck ruhte. Um den normannischen Invasionen entgegenzuwirken, ließ Karl der Kahle 861 flussabwärts zu Verteidigungszwecken eine neue Brücke (der spätere Grand Pont) bauen und die beiden römischen Brücken restaurieren.
Der Grand-Pont wurde 1280 durch eine Überschwemmung zerstört und aus Stein wieder aufgebaut und mit Häusern bedeckt. Allerdings folgte 16 Jahre später eine weitere Zerstörung durch Hochwasser und die neue Brücke wurde wenige Meter flussaufwärts wieder aufgebaut.

Im 14. Jahrhundert siedelten sich Händler und Wechsler auf dem Grand Pont an, der daher den Namen Pont-aux-Changeurs erhielt. An der ursprünglichen Stelle des Grand-Pont entstand die Fußgängerbrücke Pont-aux-Meuniers, die die Mühlen verband, die sich unter den Bögen des zerstörten Grand-Pont befanden.

Im Süden, am kleinen Arm der Seine, wurde von 1379 bis 1387 die Saint-Michel-Brücke aus Stein erbaut. Nach mehreren Überschwemmungen, die die Brücke zerstörten wurde sie nach 1616 wieder aufgebaut und blieb bis 1857 bestehen. Die ehemalige römische Brücke trug den Namen Petit Pont.

Die alte römische Brücke im Norden der Seine wurde 1421 durch eine Holzbrücke mit einheitlichen Häusern ersetzt und Pont Notre-Dame genannt. Diese stürzte 1499 ein und wurde zwischen 1501 und 1512 aus Stein wieder aufgebaut. Auf der Brücke befanden sich Wohnhäuser.

Der sogenannte "Plan de Bâle" stammt etwa aus der Zeit um 1550/1552 und ist eine der ältesten topografischen Darstellungen von Paris. Das Original wird in Basel aufbewahrt, daher auch sein Name. Auf dem Plan sind die fünf oben genannten Brücken verzeichnet.

pont-neuf-ile-de-la-cite


Der Bau der Brücke

Direkt neben den Mauern des Louvre befand sich ein riesiger, unangenehm riechender Sumpf mit zwei kleinen Inseln, der von den Abfällen der zahlreichen Gerbereien verschmutzt war. Die alten Brücken trugen kaum noch die Lasten der Pferdekarren und die Erweiterung der Stadt erforderte den Bau neuer Brücken. König Heinrich II. wünschte eine Brücke, die die Seine vollständig und in einem Stück überquerte. Er plante den ehemaligen Quai de l'École (heute Quai du Louvre in der Nähe der Pont Neuf), die Île du Palais (heute Ile de la Cité) und den Quai des Augustins durch eine Fußgängerbrücke zu verbinden. Er starb 1559, bevor er sein Projekt abschließen konnte. Sein dritter Sohn, Heinrich III. (1551-1589), der 1574 gekrönt wurde, bestätigte den Bau am 2. November 1577 und legte im Beisein seiner Mutter, Katharina von Medici, offiziell den Grundstein am 31. Mai 1578. Die Arbeiten wurden unter der Leitung der Architekten Jacques und Baptiste Androüet du Cerceau durchgeführt. Für den Bau der Brücke wurden die beiden verlassenen Inseln mit der Ile de la Cité verbunden, indem man das sumpfige Gebiet zuschüttete.

Zwischen 1588 und 1599 kamen die Bauarbeiten wegen der Religionskriege und Aufstände gegen den König zum Stillstand. Heinrich III. wurde 1589 ermordet. Sein Nachfolger König Heinrich IV., der von 1589 bis 1610 regierte, zog 1594 triumphierend in die Stadt ein und  ordnete 1598 die Wiederaufnahme der Arbeiten unter der Leitung des Bauunternehmers Guillaume Marchant an. Große Teile der Stadt waren durch die Belagerung zerstört worden. Es war notwendig Paris wieder zu verschönern und ihr ihren alten Glanz wieder zu verleihen.

Ursprünglich sollte die Pont Neuf mit Häusern gesäumt sein, wie es in dieser Zeit sehr verbreitet war. Doch als die Arbeiten wieder aufgenommen wurden, ergriff Heinrich IV. die Initiative, den Bau der Häuser abzubrechen, um den Blick auf die neue Louvre-Galerie zu ermöglichen. Diese verband den Louvre mit dem Tuilerien-Palast.
Die bereits gebauten Keller in den Pfählen blieben zunächst bestehen. Sie waren durch einen unterirdischen Gang verbunden und wurden im 19. Jahrhundert zugeschüttet. Die Brücke ist reich geschmückt mit Maskarons (Fratzengesichtern) und der Reiterstatue des Königs. Damit war sie auch die erste dekorierte Brücke der Hauptstadt.

pont-neuf-strassenlaterne

pont-neuf-paris-fratzengesichter


Bei der Einweihung im Jahr 1607 wurde ein Bauwerk mit einer Länge von 238 m und einer Breite von 20 m enthüllt. Die Brücke hat eine besondere Struktur, die in zwei Abschnitte unterteilt ist. Das erste Segment erstreckt sich vom rechten Ufer, dem Quai du Louvre, bis zur Reiterstatue von Heinrich IV. und hat sieben sich öffnende Bögen. Der zweite Teil endet am Quai Conti und wird von vier Bögen getragen.
Schnell wurde die Brücke zur wichtigsten und meist genutzten Verkehrsader, die Händler (darunter die Bouquinisten), sowie Narren, Gaukler und Scharlatane anzog. 1619 erhielten die Bouquinisten und Antiquitätenhändler ein Verbot zur Ausübung ihrer Geschäfte auf der Pont Neuf. Dieses Verbot wurde 1756 durch einen königlichen Erlass bestätigt.

Ende des 18. Jahrhunderts installierte Soufflot Steinwerkstätten in den Halbmonden, doch 1885 zerbrach ein Pfeiler unter der Last der Werkstätten. Die prächtigen Fratzen von Germain Pilon wurden zerstört und durch Kopien ersetzt. Einige Originale können im Carnavalet-Museum bewundert werden.

pont-neuf-seine

pont-neuf-quai-louvre

pont-neuf-inschrift


Weitere Bauarbeiten im Zusammenhang mit der Pont Neuf

Am 2. Januar 1602 genehmigte der König den Bau der Samaritaine-Pumpe, die erste Wasserhebepumpe der Stadt. Sie wurde nach den Plänen des flämischen Wasserbauingenieurs Jean Lintlaër am rechten Ufer der Seine erbaut und 1608 fertiggestellt. Sie diente der Wasserversorgung des Louvre und des Tuilerien-Palastes und befand sich rechts vom zweiten Bogen. Bis zu 700 000 Liter Wasser wurden täglich gepumpt. Gleichzeitig war La Samaritaine auch ein kleines Wohnhaus, in dem der Ingenieur wohnte. Es war mit Skulpture von Jesus und einer samaritischen Frau (la samaritaine, Evangelium nach Johannes, Kapitel 4) verzierte. Daher erhielt die Pumpe ihren Namen. Gekrönt wurde sie von einem Glockenturm und einem Glockenschläger (Jacquemart). Die Pumpe wurde 1715 komplett umgebaut, 1813 wurde sie jedoch unbrauchbar und zerstört.
Ernest Cognacq, ein wohlhabendere Geschäftsmann, hatte sein erstes Geschäft auf der Pont Neuf genau an der Stelle dieser alten Pumpe. Heute erinnert das Luxuskaufhaus der Familie Cognacq-Jay aus dem Jahr 1870 an das ehemalige Bauwerk.

Der Bau der Brücke erforderte die Zuschüttung des flussabwärts gelegenen Teils der Stadt. Achille de Harlay, Präsident des Pariser Parlaments und Magistrat, wurde als Belohnung für seine treuen Dienste während der Liga das Land an der Westspitze anvertraut. Gemäß den Plänen des Königs und seines  treuen Freundes Sully sollte er einen Platz umgeben von Häusern mit zwei Etagen schaffen. Dieser dreieckige Platz ist der Place Dauphine, mit zweistöckigen Häusern aus Backstein und hellem Kalkstein um den Fenstern herum. Im Erdgeschoss befanden sich Geschäfte. Er ist einer der fünf königlichen Plätze in Paris, neben dem Place des Vosges, Place Vendôme, Place de la Concorde und Place des Victoires.
Trotz der Schwierigkeiten im Zusammenhang mit den erforderlichen großen Erdarbeiten wurden diese schnell durchgeführt und zwischen 1612 und 1613 abgeschlossen.

place-dauphie-paris


Die Rue Dauphine wurde 1607-1608 durch den Garten der Grands-Augustins angelegt, die eine Verlängerung der Brücke Richtung Süden ist. Ziel war es eine direkte Verbindung mit dem Dorf Saint-Germain herzustellen.

Marie von Medici ließ 1614 an der Spitze der Insel die Reiterstatue Heinrichs IV. errichten, die Richtung Place Dauphine blickt.
Diese Reiterstatue war die erste ihrer Art in Frankreich und wurde auf Wunsch seiner zweiten Ehefrau, Maria von Medici, noch zu Lebzeiten des Königs, beim flämisch-italienischen Bildhauer Giovanni di Bologna in Auftrag gegeben. Während der französischen Revolution wurde sie 1792 zerstört, geschmolzen und zu Kanonen verarbeitet. Fragmente des Pferdes werden im Louvre-Museum aufbewahrt. Die heutige Reiterstatue Heinrichs IV. stammt aus dem Jahr 1818. 

reiter-statue-pont-neuf


Die Schönheit der Brücke hat eine Reihe renommierter Maler und Künstler wie Auguste Renoir inspiriert, der 1872 ein Werk mit dem Titel „Le Pont Neuf“ schuf, das heute in der National Gallery of Art in Washington zu sehen ist. Auch Camille Pissarro verewigte 1901 das Bauwerk mit einem Ölgemälde. 

Kommentare

Paris je t'aime

Beliebte Posts