Zitat der Woche

„Reisen ist wie Träumen: Der Unterschied besteht darin, dass sich nicht jeder beim Aufwachen an etwas erinnert, während jeder die Erinnerung an das Ziel, von dem er zurückgekehrt ist, warm hält.“ - Edgar Allan Poe

Translate

La Place des Vosges und das älteste Graffiti von Paris

Der älteste königliche Platz in Paris, der Place des Vosges, wurde auf Wunsch von König Heinrich IV. zwischen 1605 und 1612 errichtet. Bis 1792 trug er den Namen Place Royale. Dieser Platz befindet sich im Marais-Viertel, im 3. und 4. Arrondissement. Das Besondere an seiner Architektur ist die Mischung aus Ziegeln und Steinen. Ursprünglich wollte Heinrich IV. einen Ort zur Herstellung kostbarer Stoffe und Wandteppiche schaffen, der mit den großen Fabriken in Lyon, Mailand oder Tours konkurrieren konnte. Doch die Aristokratie und die Fabrikanten entschieden anders und verwandelten den öffentlichen Platz in ein privates Wohngebiet, das schnell in Mode kam und den Adel anzog. Die Stofffabrik schloss 1607 ihr Pforten.
Seit der Entstehung des Platzes zog er hochrangige Persönlichkeiten aus Kunst, Medien und Politik an, darunter Madame de Sévigné (Cousine des Grafen Roger de Bussy-Rabutin), den Herzog von Sully, Victor Hugo, Jean-Claude Brialy (Schauspieler und Regisseur) oder Colette (Schriftstellerin und Journalistin).

Heute lädt der Platz zu angenehmen Spaziergängen unter seinen Arkaden ein.
Auf einer der Säulen des Platzes findet man auch das älteste Graffiti von Paris, das hier 1764 vom Schriftsteller Restif de la Bretonne eingraviert wurde.
Er ist einer der fünf königlichen Plätze in Paris, neben dem Place Dauphine, Place Vendôme, Place de la Concorde und Place des Victoires.


place-des-vosges-paris-1
Places des Vosges in Paris


Die Geschichte des Platzes

Bevor der Place Royal auf diesem Gelände entstand, befand sich hier das Hôtel des Tournelles, eine königliche Residenz von Karl VII. bis Heinrich II. 1559 wurde König Heinrich II. bei einem Turnier, in der Rue Saint-Antoine, tödlich am linken Auge verletzt und er verstarb in den Gemäuern des Königshauses. Seine Witwe, Katharina von Medici, erließ daraufhin den Befehl, die Residenz abzureißen und das Grundstück zu verkaufen. Es entstand hier ein Pferdemarkt, bis im Jahr 1603 König Heinrich IV. an dieser Stelle Fabriken zur Herstellung edler Stoffe errichten wollte. Schließlich mussten seiner Meinung nach wertvolle Produkte in der Hauptstadt hergestellt werden. Dazu zählten nicht nur Wandteppiche und Stoffe, sondern auch Leder, Seide, Silber und Gold.
Das Bauprojekt wurde reichen Privatinvestoren anvertraut, die die notwendigen Fabriken und Wohnraum für die Arbeiter schaffen sollten. Der Bau begann mit dem Königspavillon im Jahr 1605, der zwei Jahre später fertiggestellt wurde. Die Grundstückseigentümer zögerten die Pläne zur Einrichtung von Werkstätten umzusetzen und reservieren große Grundstücke für sich. Sie missachteten auch die Baufristen, so dass der König Kompromisse eingehen musste. Die Fabriken wurden verlegt und es sollte ein modernes Wohnviertel für adlige Bürger entstehen.

place-des-vosges-pavillon
Pavillon am Place des Vosges

Die Architektur des Place des Vosges

Die Architekten mussten allerdings viele strenge Regeln beachten. Es sollte ein (fast) quadratischer Platz mit zweistöckigen Gebäuden angelegt werden (zwei Adelsgeschosse, zwei Dachgeschosse in den steilen Dächern). Der Arkadengang rund um den Platz wurde aus vier Jochen (jeweils durch vier Stützen gebildete räumliche Einheit, auch Travée genannt) gebildet. Auf jeder Seite des Quadrats sollten neun Pavillons entstehen.
Zu den verwendeten Materialien gehörten weißer Kalkstein, rote Ziegel und dunkelblauer Schiefer, um einheitliche Fassaden zu erhalten. Allerdings wurden an manchen Stellen die roten Ziegel durch sogenannte Trompe-l'oeil-Ziegel ersetzt, um die Kosten zu senken. Nur zwei Pavillons sind höher als die anderen, der nach Süden ausgerichtete Pavillon des Königs mit der Hausnummer 1 und der nach Norden ausgerichtete Pavillon der Königin mit der Nummer 28.
Der zentrale Bereich blieb zunächst leer. Erst nach und nach wurden die Reiterstatue Ludwigs XIII und die vier Spritzbrunnen, die durch den Ourcq-Kanal gespeist werden, hier aufgestellt. Der Garten trägt heute den Namen Square Louis XIII.

place-des-vosges-square-louis-XII
Place des Vosges und Square Louis XIII

pavillon-du-roi-paris
Pavillon du Roi am Place des Vosges in Paris

pavillon-de-la-reine
Pavillon de la Reine am Place des Vosges in Paris

arkaden-place-des-vosges
Arkaden am Place des Vosges

Namensänderungen

1612 wurde der Place Royal anlässlich der Verlobung Ludwigs XIII  mit der Tochter des Königs von Spanien, Anna von Österreich, auf luxuriöse Weise gefeiert. Ihre Hochzeit fand 1615 statt.
Im Jahr 1670 wurde der bis dahin öffentliche Ort in einen geschlossenen Garten umgewandelt und 1685 wurde ein schmiedeeisernes Tor installiert. Die Bäume wurden auf Wunsch der Anwohner Ende des 18. Jahrhunderts gepflanzt.
Seit der Revolution gab es für den Place Royale zahlreiche Namensänderungen. Im Jahr 1792 wurde es zum Place des Fédérés zu Ehren der 20.000 Freiwilligen, die sich für die Verteidigung der Stadt gegen den drohenden Einmarsch preußischer Truppen engagierten. Im Jahr 1793 war es der Place de l’Indivisabilité. Der Platz erhielt zum ersten Mal den Namen Place des Vosges im Jahr 1800, zu Ehren des Departements Vogesen, das als erstes während der Französischen Revolution Steuern gezahlt hatte.
Dieses Wechselspiel der Namen ging noch bis 1870 weiter. Mit der Rückkehr der Monarchie von 1814 bis 1830 gab Ludwig XVIII. dem Platz erneut den Namen Place Royale. Durch eine erneute Revolution, wurde er kurzzeitig zum Place de la République und 1848 wieder zum Place des Vosges. Im Jahr 1852 führte der Prinzpräsident und spätere Kaiser Napoleon III. den Namen Place Royale wieder ein, doch nach dem Untergang des Kaiserreichs und dem Beginn der Dritten Republik erhielt er den endgültigen Namen Places des Vosges.
Im 19. Jahrhundert tauchten auch wieder Geschäfte rund um den Platz auf.

blick-auf-place-des-vosges
Blick auf den Place des Vosges

Berühmte Bewohner

Seit dem Bau der Pavillons gingen viele berühmte Personen hier ein und aus. Madame de Sévigné wurde am 6. Februar 1626 im Haus Nummer 1a als Marie de Rabutin-Chantal geboren. Sie verbrachte ihre ersten 10 Lebensjahre hier.
Das Haus Nr. 21 mit dem Namen Hôtel du Cardinal Richelieu wurde angeblich nie von seinem Namensgeber bewohnt. 1610 kaufte Robert Aubry den Pavillon und beherbergte den Schwager des Kardinals, Marschall de Brézé. 1877 soll der Schriftsteller Alphonse Daudet im Hof des Hauses gewohnt haben.
Ein weiterer bekannter Schriftsteller, Victor Hugo, ließ sich im zweiten Stock des ehemaligen Hôtel de Rohan-Guémené sechzehn Jahre lang nieder. Seit 1903 befindet sich das Museum "Maison de Victor Hugo" im Haus Nummer 6. Es ist den Werken des Schriftstellers gewidmet.

place-des-vosges-statue-louis-XIII
Statue Louis XIII am Place des Vosges

Das älteste Graffiti von Paris

Nicolas Edme Restif de La Bretonne wurde 1734 als Sohn reicher Bauern im Departement Yonne im Burgund geboren. Nachdem er seine Lehre bei einem Drucker in Auxerre abgeschlossen hatte, zog er nach Paris, um als Typograf zu arbeiten. Als aufmerksamer Beobachter seiner Zeit begann er dort, die Stadt bei Nacht zu erkunden. 1788 veröffentlichte er seine Zeugnisse von Paris und dem Beginn der Revolution in seinem Werk "Les Nuits de Paris ou le Spectateur nocturne". Es entstanden insgesamt 8 Werke zwischen 1788 und 1794. Während seiner nächtlichen Spaziergänge, soll er mehr als insgesamt 100 Inschriften auf verschiedenen Gebäuden in den Vierteln des Marais, Les Halles, Ile de la Cité und Ile Saint-Louis eingraviert haben. Heute ist nur noch ein Graffiti zu sehen. Am Haus Nummer 11 ist sein Name, sowie die Jahreszahl 1764 eingraviert.


place-des-vosges-graffiti-1764
Das älteste Graffiti von Paris am Place des Vosges, 1764

Kommentare

Paris je t'aime

Beliebte Posts