Maison de Victor Hugo - In der Intimität des Schriftstellers
Das Maison-Musée de Victor Hugo befindet sich im ehemaligen Hotel de Rohan-Guéméné, an der Place des Vosges, in dem der berühmte Schriftsteller von 1832 bis 1848 mit seiner Familie wohnte. Das 280m² große Museum im zweiten Stock zeichnet sein Leben, seine literarische Karriere und sein politisches Engagement nach und zeigt Besuchern auch unbekannte Facetten des Autors von „Les Misérables“ und „Notre Dame de Paris“. Victor Hugo (1802-1885) hatte nicht nur eine Vorliebe fürs Schreiben von Romanen, sondern war auch ein Maler, dessen Werke seine Schriften illustrieren. Als Kunstliebhaber dekorierte er seine ehemalige Wohnung mit Einrichtungsgegenständen, in deren Mitte er lebte. Hier empfing er seine Freunde Alexandre Dumas, Honoré de Balzac, Alphonse Lamartine oder auch Prosper Mérimée und organisierte im Februar 1843 die Hochzeit seiner Tochter Leopoldine.
Gegründet wurde das Museum im Jahr 1902 anlässlich des hundertsten Geburtstags des Schriftstellers und am 30. Juni 1903 wurde es eingeweiht. Es war eine Schenkung von Paul Meurice (1818-1905), einem treuen Freund und Bewunderer von Victor Hugo, an die Stadt Paris. Die beiden Männer lernten sich 1836 kennen.
Heute gehört es zu den 14 Museen der Stadt Paris, die seit dem 1. Januar 2013 von der öffentlichen Verwaltungseinrichtung Paris Musées geleitet werden. Ein Besuch ermöglicht das Eintauchen in die Privatsphäre des talentierten Autors.
Ankunft der Familie Hugo
Während der Julimonarchie im Jahr 1830, ausgelöst durch die Politik König Karls X., der wieder ein absolutes Königtum wünschte, wurde die Aristokratie an der Place des Vosges durch das Bürgertum abgelöst. Die alten Herrenhäuser wurden in kleinere Einzelwohnungen aufgeteilt und teilweise vermietet. So auch das Hôtel de Rohan-Guéméné, ein Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert, das in vierzehn Wohneinheiten aufgeteilt worden war.
Bis Juni 1832 lebte Victor Hugo mit seiner Frau Adèle und seinen vier Kindern in der Rue Jean Goujon in der Nähe der Champs Elysées, doch durch den republikanischen Aufstand wurden sie bedroht und zogen in die große Wohnung im zweiten Stock des Hôtel de Rohan-Guéméné.
Eigentümerin der Wohnung war Frau Péan de Saint-Gilles und die Familie Hugo mietete diese ab dem 12. Juli 1832.
Mitte des 19. Jahrhunderts bestand die Wohnung aus mehreren kleinen Zimmern, darunter ein Vorzimmer, ein Salon mit Ledervertäfelungen (bevor es zum Esszimmer wurde) und ein Salon auf der Vorderseite mit Blick auf den Place des Vosges, damals noch Place de la République. Mit Blick auf den Innenhof fand man eine Küche und die Schlafzimmer der Familie, sowie das Arbeitszimmer des Poeten. Heute befindet sich im Innenhof die Terrasse des neuen Teehauses, das im ehemaligen Kutschenschuppen eingerichtet wurde.
1833 lernte Victor Hugo seine Geliebte, die Schauspielerin Juliette Drouet kennen, mit der er fünfzig Jahre lang bis zu ihrem Tod im Jahr 1883 eine Affäre hatte. Für sie schrieb er viele Gedichte.
Im Jahr 1841 wurde der Literat in die Académie française gewählt. Außerdem war er ein enger Vertrauter der königlichen Familie und wurde 1845 von Louis-Philippe zum "Pair de France" ernannt (Oberhaus des Französischen Parlaments). Im Juni 1848 wurde er sogar zum Abgeordneten von Paris gewählt. Doch die Unruhen vom 25. Juni 1848 veranlassten die Familie Hugo, erneut umzuziehen, diesmal in die 5 rue de l'Isly im 8. Arrondissement.
Nach dem Wegzug der Familie wurde die Wohnung an der Place des Vosges weitervermietet und später in Klassenzimmer für die Institution Jauffret, die ab 1860 in dem Hotel untergebracht wurde, umgewandelt. Die Räume wurden neu organisiert, Wände wurden eingerissen, Flure und Balkone sind verschwunden. Durch Dokumente und Schriften von Besuchern konnte nachempfunden werden, wie die Wohnung zur Zeit Victor Hugos wohl aussah.
Im Jahr 1852 wurde bei der Versteigerung des Besitzes der Familie Hugo nach deren Exil das persönliche Mobiliar verstreut, das in der Folgezeit nur schwer wieder zusammengeführt werden konnte.
Eine genaue Rekonstruktion der ursprünglichen Räume ist leider trotz einiger Dokumente nicht möglich.
Besichtigung des Museums
Der Rundgang ist in drei Phasen unterteilt und führt durch sieben zeitgenössische Räume, die chronologisch den Lebensweg des Schriftstellers aufzeigen. Besucher entdecken das Leben des bekannten Schriftstellers vor seinem Exil von 1802 bis 1851 im Vorzimmer und im roten Salon. An den Wänden hängen Familienporträts, die von Verwandten oder Freunden gemalt wurden. Die Büste des Poeten stammt von David d'Angers.
Die Zeit des Exils auf Guernsey von 1851 bis 1870 wird durch den chinesischen Salon, das Esszimmer und Hugos Salon veranschaulicht. Hier zeigt der Autor sein Talent als Dekorateur für Innenarchitektur. Die Dekorationen und Möbel hat er selbst für das Haus Hauteville Fairy, das seiner Geliebten Juliette Drouet gehörte, entworfen. Die Paneele entstanden zwischen 1863-1864 und wurden zusammen mit dem Handwerker Tom Gore bemalt. Die Monogramme des Liebespaares sind überall zu sehen (VH und JD). Es war Juliettes Neffe, Louis Koch, der die Dekorationen an Paul Meurice, Freund des Schriftstellers, verkaufte.
Die Möbel im Esszimmer verdeutlichen Victor Hugos Liebe für Gotik. Sie wurden auf seinen Wunsch hin von Tischlern, unter der Leitung von Pierre Mauger, auseinandergenommen und nach seinen Zeichnungen und Fantasien neu zusammengesetzt.
Der letzte Teil des Rundgangs, nach dem Exil von 1870 bis 1885, beschäftigt sich mit der Rückkehr nach Frankreich. Im grünen Arbeitszimmer befindet sich ein kurioses, von Victor Hugo selbst erfundenes Schreibpult. Der Autor liebte es, im Stehen zu schreiben. Hier schrieb er zahlreiche Werke, darunter „Lucrezia Borgia“, „Maria Tudor“, und auch ein Großteil von „Les Misérables“.
Von 1878 bis zu seinem Tod im Jahr 1885 wohnte der Dichter in einem Herrenhaus in der Avenue d'Eylau, die 1881 zur Avenue Victor Hugo wurde. Die originalgetreue Rekonstruktion des Zimmers zeigt authentische Möbelstücke des Schriftstellers, die von seinen Enkeln Georges und Jeanne Hugo gestiftet wurden. Am 22. Januar 1885 starb Victor Hugo in diesem Bett. Die ausgestellten Sèvres-Vasen waren Geschenke der Regierung zu seinem 79. und 80. Geburtstag.
Seit dem 01. Juni 1885, zehn Tage nach seinem Tod, ruht Victor Hugo im Pantheon, neben vielen anderen bekannten Persönlichkeiten.
Die kürzlich durchgeführten Renovierungsarbeiten, die achtzehn Monate dauerten, haben dem Hotel und insbesondere dem Appartement im zweiten Stock einen gewissen Glanz verliehen. Die Kosten betrugen 4,7 Millionen Euro.
Während der Renovierungsarbeiten wurde entdeckt, das eines der berühmten Porträts von Victor Hugo, das als Kopie galt, ein Originalwerk von Louis Boulanger (1806-1861) ist. Dies wird durch einen versteckten Stempel auf der Rückseite authentifiziert. Mehr als 50.000 Werke aller Art werden im Appartement des Schriftstellers aufbewahrt.
In der ersten Etage finden regelmäßig Sonderausstellungen statt.
Jahre des Exils auf Guernsey
Das Hauteville House war der Wohnsitz der Familie Hugo auf Guernsey von 1856 bis 1870 und wurde vollständig vom Schriftsteller eingerichtet und dekoriert. Nach der Rückkehr nach Frankreich hielt sich Victor Hugo nur noch selten dort auf, vor allem in den Jahren 1872, 1875 und 1878. Es war das einzige Haus, das dem Schriftsteller gehörte, da er seine Wohnungen in Paris nur mietete.
Im Jahr 1927 schenkten seine Nachkommen das Haus der Stadt Paris.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen