Zitat der Woche

„Reisen ist wie Träumen: Der Unterschied besteht darin, dass sich nicht jeder beim Aufwachen an etwas erinnert, während jeder die Erinnerung an das Ziel, von dem er zurückgekehrt ist, warm hält.“ - Edgar Allan Poe

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Place de l'Hôtel de Ville - Rathausplatz

Der heutige Rathausplatz (Place de l'Hôtel de Ville) am rechten Seineufer hieß bis 1803 Place de la Grève (grève bedeutet hier Kiesstrand) und ist schon seit 1357 Sitz der Pariser Gemeinde.
Bei den Touristen ist er vor allem als Ort der Unterhaltung bekannt. Hier finden regelmäßig Konzerte und Sportabende auf Großleinwand statt. Auch während der Veranstaltung "Paris Plage" (Paris Strand) gibt es viele Animationen.

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Blick auf das Hôtel de Ville in Paris


Doch früher fanden hier vom Mittelalter bis ins "Grand Siècle" (17. Jahrhundert unter der Herrschaft von Ludwig XIV.) öffentliche Hinrichtungen statt.
Die erste dokumentierte Hinrichtung fand 1310 statt. Die Nonne Marguerite Porette verfasste ein Buch über mystische Liebe und wurde deshalb als Ketzerin, zusammen mit ihrem Buch, auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Dort wurden auch unter anderem Ravaillac, der Mörder Heinrichs IV., und Robert-François Damien, der ein Attentat auf Ludwig XV. verübte, hingerichtet, indem sie gevierteilt wurden.
Damien sollte für seine Handlungen auf sehr exemplarische Weise bestraft werden. Bevor er gevierteilt wurde, folterte man ihn mit den grauenhaftesten Methoden. So wurde er zuerst von einem Pferd durch die Straßen gezogen und danach gehängt, jedoch nicht lange genug, um ihn zu töten. Seine Hand, in der er das Messer zum Attackieren benutzte, wurde mit Schwefel verbrannt. Nachdem Damien schon schrecklich gelitten hatte, wurde er entmannt und ausgeweidet. Man schüttete heißes Öl und Blei in seine offenen Wunden. Doch das Volk und der Scharfrichter hatten noch nicht genug und Damien wurden durch Entreißen der Gliedmaßen gevierteilt. Insgesamt soll seine Hinrichtung über zwei Stunden gedauert haben. Als ob all diese Folterungen nicht reichten, wurde sein Körper verbrannt.

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Hinrichtung von Robert-François Damien in Paris, 1757


Der Henker Nicolas-Charles-Gabriel Sanson stammte aus einer sehr berühmten Familie, in der der "Beruf" von Generation zu Generation ausgeübt wurde (1688-1847). So assistierte sein Neffe Charles-Henri Sanson bei der Hinrichtung Damiens in 1757. Er war es auch, der König Ludwig XVI. im Januar 1793 auf dem Place de la Révolution (dem heutigen Place de la Concorde) enthauptete.  

Besonders bekannt ist auch der Prozess der La Voisin, einer skrupellosen Mörderin, die einen Schatten über die Herrschaft des Sonnenkönigs warf. Denn seine Lieblingsmätresse Madame de Montespan wollte die Schönste und Intelligenteste von allen sein. Dafür war sie auf der Suche nach Liebestränken, um den König zu verführen und wurde zu einer rentablen Kundin der Catherine Deshayes, genannt La Voisin. Diese war eine Hebamme, Abtreiberin, angebliche Serienmörderin der Giftaffäre, galt als Hexe und wurde am 22. Januar 1680 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Madame de Montespan soll auch an schwarzen Messen teilgenommen haben, bei denen das Blut getöteter Kinder in einem Kelch gesammelt wurde, um dunkle Mächte über ihrem Bauch zu beschwören.

Ludwig XIV. war über diese Praktiken in seinem Reich und an seinem Hof informiert und gründete das außerordentliche Tribunal der "Chambre ardente" (glühende Kammer) im Jahr 1679. Doch zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass seine Mätresse auch in die Affäre verwickelt war. 442 Menschen wurden von Leutnant de La Reynie verhaftet, darunter La Voisin. Als er von den Handlungen seiner Geliebten erfuhr, löste er die Kammer wieder auf, verbot weitere Ermittlungen und versteckte die Beweise. Madame de Montespan fiel, trotz aller Bemühungen, in Ungnade. Es war die Gouvernante ihrer eigenen Kinder, die die neue Favoriten des Sonnenkönigs wurde, Madame de Maintenon.

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Blick vom Rathausplatz auf das Geschäft BHV


Heute erinnert nichts mehr an diese Ereignisse. Doch der Rathausplatz war nicht der einzige Ort in Paris, an dem Hinrichtungen stattfanden. Es gab unter anderen auch den Galgen von Falkenberg (Gibet de Montfaucon), den Place de l'Estrapade oder den Platz vor der Kathedrale Notre-Dame.
Die ersten Hinrichtungen fanden im Viertel Les Halles statt, das schon damals der größte Markt der Stadt war. Hier stand der Königspranger. Aus Platzmangel mussten die Folterungen und Hinrichtungen auf den Place de la Grève verlegt werden.


Station: Metro Linie 1 und 11, Station Hôtel de Ville.

Mein Artikel über das Schloss in Maintenon

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