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Arc de Triomphe - Pariser Monument zwischen Triumph, Kunst und Geschichte

Am westlichen Ende der Champs-Élysées erhebt sich der Arc de Triomphe de l’Étoile, majestätisch und imposant, auf dem Place Charles de Gaulle, einem sternförmigen Platz, von dem heute zwölf große Avenuen ausgehen. Dieses markante Gestaltungselement unterscheidet den Platz von anderen Pariser Bezirken und hat ihm seinen ursprünglichen Namen Etoile (Stern) eingebracht.

Napoléon I. gab den Auftrag zu diesem triumphalen Bauwerk, um die glorreichen Siege seiner „Grande Armée“ zu feiern, allen voran die Schlacht von Austerlitz 1805, die als Meisterwerk seiner militärischen Strategie gilt.
Der Grundstein wurde 1806 gelegt, doch eingeweiht wurde der Bogen erst 1836, während der Julimonarchie unter Louis-Philippe I. Heute ragt der Arc de Triomphe mit 49 Metern Höhe, 45 Metern Länge und 27 Metern Breite wie ein steinerner Wächter über Paris.
Das Bauwerk steht seit dem 6. Februar 1896 unter Denkmalschutz und wird vom Centre des Monuments Nationaux (Nationaldenkmäler) verwaltet.

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Der historische Ursprung des Place de l'Étoile

Die Geschichte des Place de l'Étoile beginnt nicht erst mit dem Bau des Arc de Triomphe, sondern vielmehr mit der Gestaltung der Pariser Umgebung unter Louis XIV. Im Jahr 1667 beauftragte der französische König seinen berühmten Gartenarchitekten André Le Nôtre mit der Planung eines neuen, grandiosen Perspektivgartens. Dieser sollte eine visuelle Verbindung vom Palais des Tuileries bis zum Hügel von Chaillot (dem heutigen Standort der Place de l'Étoile) herstellen. Le Nôtre, der auch für die Gärten von Versailles verantwortlich war, schuf eine eindrucksvolle Hauptachse, die spätere Avenue des Champs-Élysées, umgeben von Gärten bekannt als der „Grand Cour“. Dies war nicht nur eine ästhetische Verbesserung, sondern auch eine symbolische Verbindung zwischen der königlichen Residenz und dem umliegenden Land, besonders dem Schloss Saint-Germain-en-Laye, das als eine der wichtigsten Residenzen des französischen Adels galt. Der untere Teil dieser Achse wurde 1709 offiziell als Champs-Élysées benannt, eine Anspielung auf das Elysion (das selige Feld) der griechischen Mythologie.

Im Jahr 1758 schlug der Ingenieur und Architekturtheoretiker Ribart de Chamoust vor, eine monumentale Residenz in Form eines Elefanten für König Ludwig XV. auf den Champs-Élysées (heutiger Platz der Étoile) zu errichten. Der Elefant sollte als Symbol für königliche Macht und Stärke dienen. Geplant war ein prunkvolles Gebäude mit luxuriös eingerichteten Räumen, die durch eine zentrale Treppe und einen Innenhof mit Pflanzen verbunden waren. Der Rüssel des Elefanten sollte dabei als eine Art Fontäne fungieren. Auf dem Rücken des Elefanten sollte eine Statue des Königs stehen, umgeben von Fahnen und Löwen. Doch das Konzept, das als übertrieben und extravagant galt, wurde scharf kritisiert und schließlich von der königlichen Verwaltung abgelehnt. Ludwig XV. meinte, dass die Statue eher den Ruhm Hannibals als seine eigenen militärischen Siege feierte.

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Quelle: Gallica BNF

Trotz der Ablehnung dieses ambitionierten Projekts blieb die Idee einer monumentalen Struktur auf dem Hügel von Chaillot in der Pariser Planung lebendig.

Einige Jahre später nahm der Ingenieur Jean-Rodolphe Perronet Änderungen am Gelände vor, indem er den Hügel um etwa 4-5 Meter abtrug, woraufhin dieser Bereich als „Promenoir“ (Promenade) bezeichnet wurde. Vorerst waren hier keine Bauprojekte geplant.


Der Triumphbogen als Monument der Macht

Nach dem überwältigenden Sieg in der Schlacht von Austerlitz im Jahr 1805, der als einer der größten militärischen Erfolge Napoleons in der Napoleonischen Kriegszeit gilt, fasste der französische Kaiser den Entschluss, ein Denkmal zu errichten, das seine militärischen Triumphe für die Ewigkeit verewigen sollte. Dieser monumentale Entschluss hatte nicht nur symbolische Bedeutung, sondern auch eine entscheidende Auswirkung auf die Gestaltung von Paris.
Der Arc de Triomphe, ein imposantes Wahrzeichen und Symbol des französischen Militärs, wurde als Teil eines ehrgeizigen Bauprojekts ins Leben gerufen, das den Ruhm des Kaiserreichs und die Größe des Napoleonischen Imperiums feierlich zur Schau stellen sollte. Die Wahl des Standorts für den Triumphbogen, an einem strategisch wichtigen Punkt in Paris, unterstrich den enormen Einfluss Napoleons auf die Stadtentwicklung.

Nach einem ersten Vorschlag, dem Place de la Bastille, der sich jedoch als unpassend erwies, da die Straßen nicht geeignet zusammenliefen, wählten die Architekten Jean-Arnaud Raymond (1742–1811) und Jean‑François Chalgrin (1739–1811) den Bereich westlich der Champs-Élysées. Der Bogen sollte so platziert werden, dass er vom Palais des Tuileries, der kaiserlichen Residenz, aus gut sichtbar war.

« Vous ne rentrerez dans vos foyers que sous des arcs de triomphe. »
„Ihr werdet nur unter Triumphbögen in eure Häuser zurückkehren.“
Napoleon Bonaparte

Chalgrin, der schon die Kirche Saint-Philippe du Roule und den Nordturm von Saint-Sulpice erbaut hatte, und sein Kollege Raymond sollten eigentlich zusammenarbeiten, doch sie legten verschiedene Entwürfe vor und konnten sich nicht einigen, was dazu führte, dass letzterer sich zurückzog. Inspiriert von antiken römischen Triumphbögen wie dem Titusbogen und dem Tetrapylon des Janus entwarf Chalgrin einen säulenlosen Bogen mit vier massiven Pfeilern, der bis heute beeindruckt.
Am 15. August 1806, dem Geburtstag von Napoléon I., wurde der Grundstein des Bauwerks gelegt. Der Stein wurde acht Meter tief zwischen den beiden südlichen Pfeilern platziert.

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Ein Triumphbogen aus Holz für Napoleons Hochzeit

Als Napoleon I. am 2. April 1810 die österreichische Erzherzogin Marie-Louise heiratete, sollte der Einzug des frisch vermählten Paares in Paris ein Ereignis von imperialer Pracht sein. Nach der zivilen Trauung im Palais de Saint-Cloud führte die feierliche Route zum Louvre und der geplante Weg sollte ausgerechnet über den Place de l’Étoile führen. Doch dort ragten vom künftigen Arc de Triomphe kaum die Sockel der vier Pfeiler aus dem Boden.

Um die kaiserliche Prozession dennoch würdig zu empfangen, beschloss man, einen Triumphbogen in Originalgröße aus Holz und bemalter Leinwand zu bauen. Architekt Chalgrin beauftragte Louis Laffitte mit der künstlerischen Gestaltung, während rund 500 Arbeiter unter Hochdruck am provisorischen Monument arbeiteten. Das Projekt lief jedoch nicht ohne Spannungen. Die Zimmerleute protestierten gegen niedrige Löhne und harte Bedingungen und mehrere Arbeiter wurden festgenommen, während andere mit einer enormen Lohnerhöhung besänftigt wurden.
Diese temporäre Struktur diente nicht nur der Inszenierung, sondern ermöglichte Chalgrin auch, letzte Anpassungen an seinem Entwurf vorzunehmen.

Nur wenige Monate später, am 20. Januar 1811, starb Chalgrin, während die Pfeiler des echten Bogens erst auf eine Höhe von rund zwölf Metern angewachsen waren – gerade bis zu dem Punkt, an dem später die große Gewölbeöffnung beginnen sollte. Sein Schüler Louis-Robert Goust (1761–1838) führte das Projekt fort und trat damit in die Fußstapfen seines Lehrmeisters.


Baustopp, politische Umbrüche und Neustart

Napoleons Sturz 1814, seine Abdankung im Schloss von Fontainebleau und die Rückkehr der Bourbonen führte zum Baustopp des Denkmals und zeitweise diskutierte man sogar über einen Abriss. Obwohl König Ludwig XVIII. den Abriss ablehnte, zeigte er keinerlei Absicht, den Bau fortzuführen. Erst 1823 wünschte er überraschend die Fertigstellung des Triumphbogens, jedoch mit einer völlig neuen politischen Nachricht. Statt Napoleons Armeen zu ehren, sollte der Bogen nun die „Armée des Pyrénées“ würdigen, die unter der Führung von Louis Antoine de Bourbon, dem Duc d’Angoulême und Neffen des Königs, den spanischen Monarchen Ferdinand VII. wieder auf den Thron gebracht hatten. Frankreich beanspruchte diese militärische Intervention als nationale Leistung und der Arc de Triomphe sollte dies widerspiegeln.
Unter Goust und Jean-Nicolas Huyot (1780–1840) wurden Teile des ursprünglichen Entwurfs überarbeitet, und es entstand eine Mischung aus klassizistischer Strenge und heroischen Skulpturen, die politische Neutralität vermitteln sollte.

Noch bevor die Veränderungen abgeschlossen waren, endete die Regierungszeit von Louis XVIII. Am 16. September 1824 starb er, und sein Bruder Charles X. trat die Nachfolge an, der die Arbeiten am Arc de Triomphe im Sinne seines Vorgängers weiterführte.
1826 bestand Charles X. zunehmend darauf, sich stärker an Chalgrins Originalplänen zu orientieren und man berief eine spezielle Architekturkommission ein, die die endgültige dekorative Gestaltung festlegte. Aus dieser Zeit stammen das mit Rosetten verzierte Gewölbe, sowie die Reliefbilder an den Fassaden.

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Am 2. August 1830 versammelten sich Tausende Pariser, angeführt von General Pujol auf der Baustelle und forderten die Abdankung des Königs, die er schließlich im Schloss von Rambouillet unterzeichnete, was das Ende seiner Herrschaft einleitete.

Nach den turbulenten Julitagen von 1830, den „Trois Glorieuses“, begann für Frankreich eine neue politische Ära. Louis-Philippe I., der sich als „König der Franzosen“ verstand, wollte das Land in einem Klima der Versöhnung führen. In diesem Kontext rückte auch der Arc de Triomphe wieder in den Fokus, der nicht nur Napoleons Armeen, sondern alle kämpfenden Truppen zwischen 1792 und 1815 ehren sollte. Guillaume Abel Blouet setzte 1832 die Arbeiten fort, baute das Attika und die Akroterie und ließ die heute noch sichtbaren hundert Grenzsteine rund um den Bogen aufstellen.

Unter der Leitung von Guillaume Abel Blouet wurden 1832 die architektonischen Details vollendet, darunter die Attika, die das Monument noch imposanter erscheinen lässt. Parallel dazu trat Adolphe Thiers, damals Innenminister, in Aktion. Er beauftragte eine beeindruckende Zahl an Künstlern, die den dekorativen Reichtum des Bogens bis heute prägen.

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Eine stille Einweihung für ein monumentales Symbol

Am 29. Juli 1836, nach drei Jahrzehnten voller Unterbrechungen, Richtungswechsel und politischer Erschütterungen, war es endlich so weit: Der Arc de Triomphe wurde offiziell eingeweiht. Die Öffentlichkeit erfuhr an diesem Tag erstmals, welche Generäle, Schlachten und militärischen Verdienste auf den mächtigen Pfeilern verewigt worden waren. Doch die große Feier, die ursprünglich geplant war, fand aus Angst vor einem möglichen Anschlag auf Louis-Philippe nicht statt. Offiziell wurden nur elf Personen eingeladen und erst bei Einbruch der Nacht konnte die Bevölkerung das Monument betrachten. Viele kritisierten die auf den Pfeilern eingravierten Namen als unvollständig, woraufhin die Regierung und der Architekt Blouet 128 Generäle und 172 vergessene Schlachten ergänzten. Victor Hugo, der 1837 sein Werk Les Voix intérieures veröffentlichte, beklagte darin, dass der Name seines Vaters, Joseph Léopold Sigisbert Hugo, einst von Louis XVIII. zum General ernannt, auf dem Denkmal fehle.


Heldengeschichten in Stein: Die großen Reliefs des Triumphbogens

Die Reliefs, die den Bogen schmücken, zählen zu den größten Meisterwerken französischer Skulptur des 19. Jahrhunderts.

Die vier Hochreliefs:
- „Der Aufbruch der Freiwilligen von 1792”, auch „La Marseillaise” genannt, von François Rude (1784-1855)
- „Der Triumph von 1810” von Jean-Pierre Cortot (1787-1843)
- „Der Widerstand von 1814” und „Der Frieden von 1815” von Antoine Étex (1808-1888)

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Die sechs Reliefs an den Seiten des Bogens zeigen Szenen aus der Revolution und dem Kaiserreich.
- Beisetzung von General Marceau (1796) – Henri Lemaire
- Schlacht von Abukir (1799) – Bernard Seurre
- Schlacht von Jemappes (1792) – Carlo Marochetti
- Überquerung der Brücke von Arcole (1796) – Jean-Jacques Feuchère
- Einnahme von Alexandria (1798) – John-Étienne Chaponnière
- Schlacht von Austerlitz (1805) – Théodore Gechter

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Das Flachrelief erstreckt sich in zwei Teilen über die vier Seiten des Gebäudes.
- „Der Aufbruch der Armeen” von Joseph-Silvestre Brun, Georges Jacquot und Laité.
- „Die Rückkehr der Armeen” von Louis-Denis Caillouette, François Rude und Bernard Seurre.

Die Eckpfeiler der Arkaden sind mit allegorischen Figuren von James Pradier geschmückt, darunter Renommée mit einer Trompete und Victoire mit einem Lorbeerkranz in der Hand. Auf den Innenseiten der kleinen Arkaden sind die Namen von Revolutionären und Kaisergenerälen eingraviert.

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Waghalsiger Flug

Am 7. August 1919 gelang dem erfahrenen Militärpiloten Charles Godefroy ein waghalsiges Kunststück, indem er einen Nieuport-17-Doppeldecker direkt unter dem Bogen des Arc de Triomphe hindurch steuerte.


Das Grab des unbekannten Soldaten und die ewige Flamme

Am 28. Januar 1921 wurde unter dem Bogen das Grabmal eines unbekannten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg errichtet, ein Symbol für all jene, die ihr Leben für Frankreich gaben.

Zwei Jahre später, am 11. November 1923, wurde vom Kriegsminister André Maginot eine „Flamme der Erinnerung“ entzündet, die seitdem jeden Abend um 18:30 Uhr von Veteranenverbänden und Organisationen für Kriegsopfer erneut angefacht wird.


Wenn Kunst Geschichte umhüllt

Im September und Oktober 2021 wurde der Arc de Triomphe für 16 Tage in ein spektakuläres Kunstwerk verwandelt. 25.000 m² silberblauen Stoff und 3.000 Meter rotes Seil hüllten das historische Monument ein, ein Projekt, das ursprünglich vor fast 60 Jahren von Christo und Jeanne‑Claude geplant worden war.


Der Triumphbogen als Schreibwerkstatt

Im Mai 2024 verwandelte sich der Arc de Triomphe für einen Monat in ein poetisches Kreativlabor. Die Dichterin Gabrielle Althen (Künstlername von Colette Astier) wurde als erste „Poète en résidence“ eingeladen, um ein originelles literarisches Werk zu schaffen, das von der Atmosphäre, der Architektur und der symbolischen Kraft des Monuments inspiriert ist. Während ihres Aufenthalts hatte Gabrielle Althen einen eigenen Arbeitsraum im Inneren des Bogens und unternahm Führungen hinter den Kulissen. Ihr Text wurde im Rahmen der „parcours poétiques“ während der Nuit de la lecture veröffentlicht.

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Zweimal im Jahr zeigt sich Paris von seiner magischen Seite, wenn Anfang Mai und Anfang August die Sonne exakt entlang der Champs-Élysées untergeht. Wer sich zur richtigen Zeit auf dieser berühmten Prachtstraße befindet, kann sehen, wie die Sonne langsam hinter dem Triumphbogen verschwindet  und diesen in warmes Licht taucht. Für ein paar Minuten scheint es, als hätte die Stadt eigens ein Fotomotiv für Sonnenanbeter geschaffen – ein Moment, den man so schnell nicht vergisst.


Nützliche Informationen


Adresse:
Place Charles de Gaulle
75008 Paris

Anreise:
Metro-Linien 1, 2, 6 und RER A, Station Charles-de-Gaulle-Étoile.
Buslinien 22, 30, 31, 52, 73, 92 und Balabus.

Tarife:

Gratis für EU-Bürger bis 25 Jahre oder mit der Karte "Passion Monuments".

Normaltarif 16 €
Normaltarif 22 €, außer mittwochs 16 € (von Anfang Juni bis Ende September)

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