Domaine national de Saint-Cloud – Ein verlorenes Schloss und ein majestätischer Park
Westlich von Paris, direkt am linken Seineufer, erstreckt sich der heutige Staatspark Saint-Cloud über beeindruckende 460 Hektar mit Hügeln, Terrassen, Wälder und Wiesen. Das Gelände, das heute als einer der schönsten historischen Gärten Europas gilt, war einst ein bevorzugter Rückzugsort für Adels- und Herrscherfamilien, ein Ort, an dem Geschichte geschrieben und oft auch entschieden wurde.
Die Ursprünge von Saint-Cloud reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück, doch der wahre Glanz des Ortes begann unter Philippe d’Orléans, als das Schloss von Saint-Cloud zu einer prächtigen Residenz wurde. Leider verschwand dieses Meisterwerk im 19. Jahrhundert in den Flammen, als es 1870 während des Deutsch-Französischen Krieges zerstört wurde.
Dieser außergewöhnliche Garten, der 1994 als „Monument historique“ und 2005 als „Jardin remarquable“ klassifiziert wurde, wird heute vom Centre des Monuments Nationaux (Nationaldenkmäler) verwaltet, um das kulturelle Erbe zu bewahren und die Geschichte des Ortes für zukünftige Generationen erlebbar zu machen.
Die Ursprünge von Saint-Cloud reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück, doch der wahre Glanz des Ortes begann unter Philippe d’Orléans, als das Schloss von Saint-Cloud zu einer prächtigen Residenz wurde. Leider verschwand dieses Meisterwerk im 19. Jahrhundert in den Flammen, als es 1870 während des Deutsch-Französischen Krieges zerstört wurde.
Dieser außergewöhnliche Garten, der 1994 als „Monument historique“ und 2005 als „Jardin remarquable“ klassifiziert wurde, wird heute vom Centre des Monuments Nationaux (Nationaldenkmäler) verwaltet, um das kulturelle Erbe zu bewahren und die Geschichte des Ortes für zukünftige Generationen erlebbar zu machen.
Vom Renaissance-Landsitz zur Bühne eines Königsmords
Die Ursprünge des Anwesens reichen bis ins späte 16. Jahrhundert zurück, als Catherine de Médicis (1519-1589) das damalige Hôtel d’Aulnay von rund 5 Hektar oberhalb des Dorfes Saint-Cloud im Jahr 1577 erwarb. Auf dem Grundstück befand sich eine Trinkwasserquelle, die den Tuilerien-Palast in Paris versorgen sollte. Noch im selben Jahr schenkte sie das Anwesen ihrem Gefolgsmann Jérôme de Gondi, einem aus Florenz stammenden italienischen Bankier, der auf dem Gelände ein elegantes Landhaus mit terrassenförmig angelegten Gärten, Wasserspielen, Arkaden und Panoramablick nach italienischem Vorbild errichten ließ, das zu seinem Rückzugsort wurde.Während der Religionskriege, im Sommer 1589, richtete König Heinrich III. (1551-1589) sein Hauptquartier im Haus der Gondis ein, um einen Angriff auf das von der katholischen Liga besetzte Paris vorzubereiten. Am 1. August empfing er dort den Dominikanermönch Jacques Clément, der vorgab, wichtige Nachrichten aus dem Louvre zu bringen. Auf das Drängen des Mönchs, den König unbedingt unter vier Augen sprechen zu dürfen, ließ Roger de Bellegarde, der erste Kammerherr, Clément eintreten. Endlich allein mit dem König nutzte der Mönch die Gelegenheit den Regenten mit einem Messerstich in den Bauch tödlich zu verletzen. Auf seinem Sterbebette diktierte Heinrich III. Briefe an die ihm gehorsamen Städte und an seine Frau, die im Schloss von Chenonceau geblieben war.
Während eines Besuchs seines Cousins Heinrich von Navarra (1553-1610) soll der französische König seine Hofleute aufgefordert haben, die Thronfolge zu respektieren und Heinrich von Navarra als seinen rechtmäßigen Nachfolger anzuerkennen. Nach qualvollem Leiden verstarb Heinrich III. in den frühen Morgenstunden des 2. August 1589 gegen 3 Uhr, woraufhin Heinrich von Navarra den Thron als Heinrich IV. bestieg und damit die Herrschaft des Hauses Valois, das Frankreich seit 1328 über fünf Jahrhunderte lang regiert hatte, endgültig enden ließ. Dieses Ereignis prägte die französische Geschichte nachhaltig.
Neue Besitzer und das goldene Zeitalter unter Philippe d’Orléans
1625 geht das Anwesen in die Hände von Jean-François de Gondi (1584-1654) über, des ersten Erzbischofs von Paris. Er widmet sich vor allem der Gartengestaltung und schafft mit der Grotte des Parnasse und dem großen Wasserbecken zwei spektakuläre Höhepunkte.Nach seinem Tod 1654 verkaufen die Erben das Gut an Barthélémy Hervart (1607-1676), einen aus Deutschland stammenden Finanzverwalter Ludwigs XIV. Hervart lässt das Wohnhaus erweitern und verbessert die Wasserversorgung des Parks.
Am 6. Oktober 1658 lud er König Ludwig XIV. (1638-1715), dessen Mutter Anna von Österreich und seinem einzigen Bruder Philipp d’Orléans (1640-1701), sowie seinem Premierminister Mazarin zu einem prächtigen Fest in Saint-Cloud ein, woraufhin sich der König sofort in die Residenz verliebte. Wenige Tage später, am 25. Oktober 1658, unter dem Druck Mazarins, verkaufte Barthélemy Hervart sein Anwesen an den Regenten, der es wiederum seinem Bruder schenkte.
Unter ihm erlebte der Besitz seine tiefgreifendste Umgestaltung. Zwischen 1660 und 1700 vervielfachte der Park seine Größe und es entstand die Grande Cascade, ein hydraulisches Meisterwerk, das sich über rund 200 Meter erstreckt und etwa 20 Meter Höhenunterschied überwindet. Wasser stürzt in mehreren Kaskaden herab, fließt über künstliche Felsformationen, begleitet von Statuen allegorischer Figuren und endet in einem Becken. Der große Spritzbrunnen mit seinen 42 Metern Höhe ist er der stärkste und bemerkenswerteste im Park.
Die weitläufigen Gärten entwarf André Le Nôtre (1613-1700) mit streng geschnittenen Alleen, kunstvoll angelegten Perspektiven und eindrucksvollen Wasserspielen. Für die Errichtung seines neuen Schlosses wandte sich der Herzog an den Architekten Antoine Le Pautre, der die ehemalige Residenz der Familie Gondi vergrößerte. Die Fassaden des Südflügels, die große Ehrentreppe und die Grande Cascade ließ Jules Hardouin-Mansart, der Oberbaumeister des Königs, überarbeiten. Das Schloss selbst war reich mit Marmor, vergoldetem Stuck, Wandteppichen, Spiegeln sowie kostbaren Möbel und Kunstgegenständen geschmückt. Für die Malereien zog man die bedeutendsten Künstler seiner Zeit heran, darunter Jean Nocret, Antoine Coypel und Pierre Mignard, der die Decken der Apollogalerie gestaltete. Saint-Cloud wurde zu einer prunkvollen Residenz der französischen Prinzen.
Zwischen Revolution und Kaiserreich – ein Ort der Macht
Das Anwesen blieb mehrere Generationen im Besitz der Orléans, bis Louis-Philippe d’Orléans (1725-1785), Urgroßenkel des Herzogs Philipp d’Orléans, es am 20. Februar 1785 an Königin Marie-Antoinette verkaufte. Sie erwägte zunächst einen kompletten Neubau des Schlosses, entschied sich dann jedoch aus finanziellen Gründen für eine umfassende Renovierung unter der Leitung ihres Architekten Richard Mique. Als 1789 in Paris die Revolution ausbricht, übersteht Saint-Cloud die politischen Turbulenzen, indem es Teil der königlichen Zivilliste wird und als Sommerresidenz dient.
Nur wenige Jahre später kehrt der Ort in das Zentrum der Geschichte zurück.
Am 5. Mai 1794 fasste der Nationalkonvent den Beschluss Saint-Cloud nicht zu verkaufen, sondern im Auftrag der Republik zu erhalten und zu pflegen. Ziel war es, diesen Ort dem Volk zugänglich zu machen und ihn für landwirtschaftliche sowie künstlerische Zwecke nutzbar zu machen. Dieses Dekret bleibt bis heute gültig, da das Centre des monuments nationaux, im Auftrag des Staates, für die Verwaltung, den Schutz und die Aufwertung des Anwesens zuständig ist.
Napoleon Bonaparte (1769-1821) bereitete seinen Staatsstreich vom 18. Brumaire Jahr III. (republikanischer Kalender, entspricht dem 09. November 1799) in der Orangerie des Schlosses vor. Am 18. Mai 1804 wurde er in der Galerie d’Apollon zum Kaiser ausgerufen, und 1810 schloss er dort seine zivile Ehe mit Marie-Louise von Österreich.
In den Jahren darauf ließ er den Arc de Triomphe entwerfen, ein Monument, das an die zahlreichen militärischen Erfolge seiner Herrschaft erinnern sollte und an dem er an seinem Hochzeitstag auf dem Weg zum Louvre vorbeikam.
Doch nach mehreren militärischen Niederlagen, einschließlich der entscheidenden Schlacht bei Paris gegen die Preußen, und einem vergeblichen Versuch, die Macht wiederzuerlangen, sah sich Napoleon I. am 22. Juni 1815 gezwungen, seine Abdankung im Schloss von Fontainebleau zu verkünden. Am 3. Juli 1815, als das Schloss von Saint-Cloud bereits von den preußischen Truppen besetzt war, brachte Marschall Davout dort die offizielle Kapitulation der Pariser Armee, was den Sieg der Alliierten in diesem Konflikt besiegelte.
Nach dem Sturz des Kaiserreichs dient das Schloss erneut verschiedenen Monarchen als bevorzugter Aufenthaltsort.
Ludwig XVIII. ließ den Trocadéro-Garten im Englischen Stil mit einer romantischen Teichanlage und einer eleganten Voliere durch den Landschaftsarchitekten Maximilien-Joseph Hurtault anlegen. Als Ludwig XVIII. starb, bestieg Charles X. den Thron, der die Sully-Kaserne errichten ließ und dort verschiedene Festlichkeiten veranstaltete. Im Schloss von Saint-Cloud unterzeichnete er die Verordnungen, die zu seiner Abdankung führten.
Auch die Revolution von 1848 verschonte das Anwesen und bald darauf nutzt Louis-Napoléon Bonaparte, der spätere Napoleon III., die Residenz regelmäßig. Am 7. November 1852 wurde er ebenfalls in der Galerie d’Apollon zum Kaiser proklamiert.
Vom Brand von 1870 zur digitalen Rekonstruktion
Im Juli 1870 unterschreibt Napoleon III. hier die Kriegserklärung an Preußen.Während dieser Deutsch-Französischen Auseinandersetzungen wurde das Schloss von Saint-Cloud, das von preußischen Soldaten besetzt war, durch einen Kanonenangriff am 13. Oktober 1870 schwer beschädigt. Der Einschlag löste einen Brand aus, der das Gebäude über zwei Tage hinweg in Schutt und Asche legte.
Es wurde nie ernsthaft in Betracht gezogen, das Schloss wieder aufzubauen. Zwar gab es in den 1880er Jahren Entwürfe für einen „Palais des Ruines“ sowie einen Park zu Ehren der ehemaligen französischen Provinzen, jedoch blieben diese Projekte unvollständig. Die Ruinen zogen vor allem Künstler und königliche Besucher an, die in den Überresten des Schlosses eine Quelle romantischer Inspiration fanden.
Mehr als zwei Jahrzehnten nach der Katastrophe traf die Regierung die Entscheidung, die Ruinen aus Kosten- und Sicherheitsgründen endgültig abzureißen. Viele Teile des Palastes wurden verkauft. So ging die Giebeldekoration des rechten Flügels an Zar Ferdinand I. aus Bulgarien, der linke Giebel ist am Schloss Jeurre (Departement Essonne) zu sehen, das Ehrentor befindet sich am Château de la Punta in der Nähe von Ajaccio (Korsika) und die Flachreliefs der Königinnentreppe können im Schloss Laeken in Belgien bestaunt werden.
Acht Statuen aus den Fassadennischen des Ehrenhofs entgingen der Zerstörung des Schlosses und sind heute noch in den Ausstellungsräumen des historischen Museums zu sehen.
Die in Kegelform geschnittenen Eiben zeichnen den U-förmigen Plan des Schlosses nach.
Übrig blieb auch der Pavillon de Breteuil, ein elegantes Trianon aus dem 17. Jahrhundert, das 1672 unter Louis XIV. eingeweiht wurde und später höchst unterschiedlichen Zwecken diente. Seit 1875 ist er Sitz des Bureau international des poids et mesures (BIPM), eine internationale Organisation, die bis 2019 das physische Urkilogramm aufbewahrte.
Während des Zweiten Weltkriegs, machte die Wehrmacht das Gelände zu einem wichtigen militärischen Stützpunkt. Auf dem Rond de la Balustrade wurden Wachtürme errichtet, auf dem Plateau de la Brosse entstanden Flugabwehrbatterien, und rund um den Trocadéro-Garten wurden mehrere Bunker und Festungsanlagen gebaut, die die strategische Bedeutung des Ortes unterstrichen.
Erst 1994 wurde der gesamte Park als „Monument historique“ eingestuft, 2005 folgt die Auszeichnung als „Jardin remarquable“. Diese Anerkennung sichert eine denkmalgerechte Pflege und betont den außergewöhnlichen kulturellen und landschaftlichen Wert des ehemaligen Schlossparks.
Seit September 2021 ermöglicht eine Timescope-Säule den Besuchern, das Schloss in einem innovativen, immersiven Film von etwa sechs Minuten Länge wiederauferstehen zu lassen. Der Film, der auf der Terrasse des Schlosses zugänglich ist, bietet eine einzigartige visuelle Rekonstruktion des ehemaligen Palastes, die mit historischen Archiven, alten Beschreibungen und Plänen basierend auf akribischer Forschung erstellt wurde.
Acht Statuen aus den Fassadennischen des Ehrenhofs entgingen der Zerstörung des Schlosses und sind heute noch in den Ausstellungsräumen des historischen Museums zu sehen.
Die in Kegelform geschnittenen Eiben zeichnen den U-förmigen Plan des Schlosses nach.
Übrig blieb auch der Pavillon de Breteuil, ein elegantes Trianon aus dem 17. Jahrhundert, das 1672 unter Louis XIV. eingeweiht wurde und später höchst unterschiedlichen Zwecken diente. Seit 1875 ist er Sitz des Bureau international des poids et mesures (BIPM), eine internationale Organisation, die bis 2019 das physische Urkilogramm aufbewahrte.
Während des Zweiten Weltkriegs, machte die Wehrmacht das Gelände zu einem wichtigen militärischen Stützpunkt. Auf dem Rond de la Balustrade wurden Wachtürme errichtet, auf dem Plateau de la Brosse entstanden Flugabwehrbatterien, und rund um den Trocadéro-Garten wurden mehrere Bunker und Festungsanlagen gebaut, die die strategische Bedeutung des Ortes unterstrichen.
Erst 1994 wurde der gesamte Park als „Monument historique“ eingestuft, 2005 folgt die Auszeichnung als „Jardin remarquable“. Diese Anerkennung sichert eine denkmalgerechte Pflege und betont den außergewöhnlichen kulturellen und landschaftlichen Wert des ehemaligen Schlossparks.
Seit September 2021 ermöglicht eine Timescope-Säule den Besuchern, das Schloss in einem innovativen, immersiven Film von etwa sechs Minuten Länge wiederauferstehen zu lassen. Der Film, der auf der Terrasse des Schlosses zugänglich ist, bietet eine einzigartige visuelle Rekonstruktion des ehemaligen Palastes, die mit historischen Archiven, alten Beschreibungen und Plänen basierend auf akribischer Forschung erstellt wurde.
Zwischen Alleen und Aussicht
Der von André Le Nôtre gestaltete „Haut-Parc“ ist ein regelmäßiges Netz von Alleen, in dessen Zentrum sich der „Rond de la Balustrade“ befindet, zu dem fünf Hauptalleen hinführen. Dieser Aussichtspunkt ermöglicht eine weite Panoramaansicht über die Seine, den Bois de Boulogne und schließlich Paris mit seinen monumentalen Wahrzeichen im Hintergrund.Die zentrale Allee, die zum „Rond de la Balustrade“ führt, trug ursprünglich den Namen „Allée Royale“, wurde jedoch Anfang des 19. Jahrhunderts in „Allée de la Lanterne“ umbenannt, da hier die „Lanterne de Démosthène“ errichtet wurde, ein Turm von etwa 18 Metern Höhe. Der Name des Turms leitet sich von einem antiken griechischen Denkmal ab. Eine Flamme brannte in diesem ungewöhnlichen Leuchtturm, der ausschließlich dazu diente, den Pariser Bürgern zu signalisieren, dass der Kaiser Bonaparte im Schloss von Saint-Cloud residierte. Der Turm wurde 1870 während der preußischen Besatzung zerstört. Heute erkennt man auf dem Platz die Fundamente, die den Standort der verschwundenen „Lanterne“ markieren.
Nützliche Informationen
Adresse:Domaine National de Saint-Cloud
1 Av. de la Grille d'Honneur, 92210 Saint-Cloud
Anreise:
Metro Linie 10, Station Boulogne-Pont de Saint-Cloud, Ausgang "Avenue du Maréchal de Lattre de Tassigny"
Tramway 2, Richtung Pont de Bezons-Porte de Versailles,Station Parc de St-Cloud
Transilien Linie L & U von Saint-Lazare oder La Défense in Richtung Versailles Rive-Droite oder Saint-Nom La Bretèche, Station St-Cloud
Tarife:
Für Fußgänger ist der Zugang zum Park immer gratis.
Mit dem Auto ist die Zufahrt jeden ersten Sonntag des Monats gratis.
PKWs 7 € / Zwei- und dreirädrige Motorfahrzeuge 4 €
Öffnungszeiten:
März, April, September, Oktober 7:30 - 20:50
Mai bis August: 7:30 - 21:50
November bis Februar: 7:30 - 19:50
Internetseite:
https://www.domaine-saint-cloud.fr/
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